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Interview mit Jörg Maurer zu »Bei Föhn brummt selbst dem Tod der Schädel«

Ja, um Himmels Willen, Herr Maurer! In was für eine aussichtslose Lage haben Sie denn Kommissar Jennerwein in seinem neuesten Fall "Bei Föhn brummt selbst dem Tod der Schädel" gebracht?

Wobei der Titel noch das Harmloseste an dieser Geschichte ist, das können Sie mir glauben. Schlimmer kann es wirklich nicht kommen. Jennerwein steht unter Mordverdacht, er wird weltweit von der Polizei gesucht, die Wettspielmafia ist ihm auf den Fersen und ein undurchsichtiger Holländer hat einen Profikiller auf ihn angesetzt. Und dann noch der Haarschnitt, den man ihm verpasst hat …

Psst! Nicht zu viel verraten! Wie konnte es so weit kommen?

Das frage ich mich auch. Vielleicht habe ich Kommissar Jennerwein diesmal auch zu viel zugemutet. Die Situation, in die er geraten ist, ist nicht nur brenzlig und lebensbedrohlich, sondern eigentlich aussichtslos. Niemand glaubt ihm, niemand hilft ihm, und das Schlimmste: niemand kennt ihn mehr.

Welche Fähigkeiten braucht Jennerwein, der ganz allein ermitteln muss, besonders?

In diesem Fall alle, die ihn über die vergangenen 13 Kriminalfällen ausgemacht haben: der eiskalte Blick fürs Wesentliche, seine überbordene Kreativität, der scharfe Verstand, das Zupacken zur richtigen Zeit … Superheldenfähigkeiten eben.

Wie schafft es sein Team, ohne den Chef auszukommen?

Das ist diesmal sehr schwer, aber alle haben im Lauf der Jahre einiges abgeschaut von ihm. Den eiskalten Blick fürs Wesentliche, seine überbordene Kreativität, den scharfen Verstand, das Zupacken zur richtigen Zeit …

Wo, wann und wie finden Sie Inspiration für Ihre Fälle?

Wo: überall. Wann: nicht immer. Wie: mein Geheimnis.

Die Handlung führt bis in die verschwiegensten Winkel des Vatikans. Wie haben Sie denn da recherchiert?

Ich habe mich bei einem privaten Rom-Besuch mal verlaufen und bin versehentlich in die Geheimdienstabteilung des Vatikan geraten. Äußerst aufschlussreich, mit was sich die so alles beschäftigen! Kardinal Scumbarelli (bei dem ich mich an dieser Stelle herzlich bedanke), hat mir so manchen Einblick in die Arbeitsweise der Comitato Etico gegeben. Und mir erlaubt, einiges im Roman zu verwenden.

Die Handlung führt auch nach Toreggio, dem Hauptsitz des Mafiabosses Padrone Spalanzani. Sie haben dort ja wohl ebenfalls genau recherchiert, wie man das von Ihnen gewohnt ist?

Aber selbstverständlich! Der Padrone hat übrigens darüber geklagt, dass es der organisierten Kriminalität zur Zeit gar nicht so gut geht. Man denke nur an die vielen Taschendiebe, Drogenschmuggler und Auftragskiller. Gerade die behindert Mundschutz und Abstandsregelung sehr. Und sie können nicht so leicht in Kurzarbeit gehen. Von staatlicher Unterstützung ganz zu schweigen.

Der Titel des Romans "Bei Föhn brummt selbst dem Tod der Schädel" behandelt das geheimnisumwitterte Phänomen des Föhns. Sind Sie denn selbst föhnfühlig?

Ja, durchaus, aber mir brummt dabei nicht der Schädel. Jedenfalls nicht negativ. Ich persönlich finde Föhn nämlich anregend. Eine alte Bauernregel im Alpenvorland besagt: Wenn sich die Linsen oben drehen, dann sprühen unten die Ideen.

Eine ganz wichtige Frage: Kommt die Familie Grasegger wieder vor?

Ja, aber natürlich! Was gäbe es für einen Aufschrei, wenn nicht. Ich fürchte allerdings, dass sie sich diesmal total verfranst haben.

Und läuft endlich was zwischen Kommissar Jennerwein und Maria Schmalfuß?

Glauben Sie mir: Ich habe es fest vorgehabt, ich habe den Boden dafür sorgsam bereitet. Auf Seite 356 hätte es zum Beispiel gut gepasst. Aber die Ereignisse überstürzen sich derart …

Herr Maurer, diesmal behandeln Sie ein Thema, das man noch nicht von Ihnen kennt. Sie betreten überraschenderweise und skandalöserweise das Minenfeld des …

Psst! Nicht jetzt schon verraten! Es ist in der Tat ein Minenfeld. Aber es ist Kommissar Jennerweins Job, da wieder rauskommen. Also: Mauer des Schweigens!

Ich sag ja schon gar nichts mehr. Herr Maurer, welche Szene in Ihrem Buch gefällt Ihnen am meisten?

Seite 356. Da habe ich auch lange dran gearbeitet.

Und Ihre Lieblings-Nebenfigur diesmal?

Ein Bösewicht namens Hodewijk van Kuijpers, der wie ein Inder aussieht und wie ein Holländer spricht. Und der eine gute kriminelle Idee hat.

Nach Ihrer Lieblings-Hauptfigur brauche ich Sie wahrscheinlich gar nicht zu fragen …

Es ist natürlich Kriminalhauptkommissar Hubertus Jennerwein. Er ist mir so ans Herz gewachsen, dass ich ihn diesmal gleich in zweifacher Ausführung erscheinen lasse …

Jetzt aber Psst! Mauer des Schweigens.

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Jörg Maurer liebt es, seine Leserinnen und Leser zu überraschen. Er führt sie auf anspielungsreiche Entdeckungsreisen und verstößt dabei genussvoll gegen die üblichen erzählerischen Regeln. In seinen Romanen machen hintergründiger Witz und unerwartete Wendungen die Musik zur Spannungshandlung.
All dies hat Jörg Maurer auch schon auf der Bühne unter Beweis ...

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